Sie machen sich noch an Wählscheibentelefonen zu schaffen und leben auch sonst im Mief einer abgelaufenen Zeit: Vier Nachbarinnen einer bescheidenen Vorgartensiedlung, die in Martin Plattners Stück „Die Sedierten“ die Abgehängten darstellen, vom System zwar politisch korrekt am Leben gehaltene, aber im Unglück und Hass auf sich selbst (und alles andere erst recht) schmorende Frauen. Schon bald am Beginn fällt der Begriff Abort – das Signalwort für das genuin österreichische Genre der Fäkaliendramen. In Stephan Suschkes Uraufführungsinszenierung in den Linzer Kammerspielen wird es zwar nie so schmutzig wie üblicherweise in nämlichen Dramen Werner Schwabs. Doch wandelt der Tiroler Dramatiker Plattner hier klar auf den Spuren seines steirischen Vorgängers. Wie in dessen Kultstück „Die Präsidentinnen“ stülpt sich auch hier die innere Lebensbefindlichkeit in sprachlichen und optischen Gewaltakten nach außen.
Plattners metrisch geordnete Sprache, die zwanghaft alles Lebendige verdinglicht, weil sich die Figuren selbst wie Gegenstände begreifen – diese Kunstsprache braucht Raum. Und Regisseur Suschke gewährt ihn, ohne gleich eine Sprechoper daraus zu machen. Da heißt es „Komm außer Haus ich? / Auf den Weg-Gehsteig muss ich.“ Oder: „Zieh zu mich / wie ein Vorhang.“ Suschke schlägt nicht in die voyeuristische Kerbe, sondern platziert die Mieterinnen in drei eng nebeneinander angeordneten, schlichten,...