Die euroscene ist ein Kind der Wendezeit, ins Leben gerufen von dem Theaterwissenschaftler und Regisseur Matthias Renner. Internationales Theater und Tanz aus ganz Europa hat sie nun im 25. Jahr ihres Bestehens nach Leipzig geholt. Renner war früh, wenige Wochen vor dem dritten Festival, verstorben. Seitdem führt die Musik- und Theaterwissenschaftlerin Ann-Elisabeth Wolff das Festival fort. In der spärlich bestückten Festivallandschaft Ostdeutschlands lässt sich nur das Kunstfest Weimar mit der euroscene vergleichen. So kommt ihr in Mitteldeutschland eine Vorreiterrolle für internationales Theater und internationalen Tanz zu.
„Besuch unter Freunden“ hätte das in diesem Jahr titellose Programm überschrieben sein können. Viele, die die Geschichte der euro-scene geprägt haben, waren gekommen: Anne Teresa De Keersmaeker mit ihrer zeitlos guten Performance „Rosas danst Rosas“, Romeo Castellucci mit „Schwanengesang D 744“, der hinter die Komplexität seiner anderen Inszenierungen zurückfällt, Béla Pintér mit „Titkaink“, das ein sozial-politisches Lehrstück par excellence ist, und Josef Nadj (siehe Seite 36), dessen „Paysage inconnu“ als kryptisch-famoser Totentanz fesselt. Alain Platels packende, aufrichtige, verletzliche Arbeit „En avant, marche!“ wurde, kaum war der letzte Ton verklungen, mit stehenden Ovationen im Schauspiel Leipzig gefeiert.
Die Liste der langjährigen Festivalweggefährten ist damit noch nicht zu Ende. Auf der Bühne des Lofft präsentierte die...