Die Erde in diesem „Woyzeck“ ist eine rotierende Scheibe, die durch ihre Schieflage die höchste Gefahr birgt, dass die Figuren über den Rand ins Nichts fallen. Es ist die jüngste Konstruktion des Theatermaschinisten Ulrich Rasche, die zusammen mit einem hervorragend aufgestellten Ensemble dem Basler Schauspielhaus einen beklemmenden und zugleich berauschenden Spielzeitbeginn beschert hat. Rasche knüpfte mit seinem soghaften Basler „Woyzeck“ an die erfolgreiche Arbeit an, mit der er sich in der vergangenen Spielzeit am Münchner Residenztheater hat feiern lassen: Schillers „Die Räuber“, die man so gerne beim Berliner Theatertreffen gezeigt hätte, was aber wegen der monströsen Walzenkonstruktionen technisch nicht machbar war. Die Basler Scheibe würde auf die Bühne des Berliner Festivalhauses passen. Aber noch sind die Einladungen nicht verschickt worden.
Intendant Andreas Beck hat Rasche und seine Bühnenkonstruktionen von München nach Basel geholt. Ihm selbst steht in eineinhalb Jahren der umgekehrte Weg bevor. Mitte Dezember verkündete das Bayerische Kultusministerium, dass Beck neuer Intendant des Münchner Residenztheaters wird. „Eine späte, aber exzellente Wahl“, heißt es in der Süddeutschen Zeitung. „Die Tugend des Theaters liegt im Wechsel“, sagte Beck bei der Bilanzpressekonferenz im Dezember, als ob vier Jahre Intendanz bereits eine Ewigkeit für die Bühnennomaden wären. Aber: „Das will ich jetzt weiter...