Zerstörte Theater
Zeitgemäße Aufgaben für den Architekten
von Rudolf Heller
Erschienen in: Theater der Zeit: Nachwuchssorgen (02/1947)
Assoziationen: Theatergeschichte Dossier: Neubau & Sanierung

Die rege Auseinandersetzung über den zukünftigen geistigen Aufbau des Theaters läßt auch den Architekten nicht ruhen, der die zerstörten Kulturstätten in neuer Gestalt wiedererstehen lassen soll. Augenblicklich ist zwar noch wenig Neues und Zukunftweisendes auf unseren Bühnen zu bemerken, woraus der Architekt eindeutige Richtlinien für sein Schaffen erhielte; doch würde es einen kulturellen Stillstand bedeuten, wollte man die zerbombten Häuser in der alten Form etwa wiederaufbauen, ohne die zukünftige Entwicklung zu berücksichtigen. Diese zeichnet sich aber bereits heute in wesentlichen Punkten ab; mehrere Faktoren sprechen jedenfalls für die Annahme, daß auch im Theaterbau mit einer größeren Umwälzung zu rechnen ist.
Vor allem sind die wirtschaftlichen Verhältnisse in Betracht zu ziehen; so zahlreich wie früher stehen uns Millionenbeträge nicht zur Verfügung, und es ist selbstverständlich, daß in Zukunft sparsam und einfach gebaut werden muß. Sodann ist schon oft davon gesprochen worden, daß unser Theater sich von einer Vergnügungs- und Unterhaltungsstätte mehr zu einer Kulturstätte wandeln müßte. Auch der Ruf nach dem Volkstheater bedarf der Erfüllung. Unsere Generation vertritt Ideen der Humanität und der Menschenwürde, die in den neuen Bauten ihre wirksame Darstellung finden sollen. Die geistige Freiheit, unser Streben nach Wahrheit und Reinheit sind schlecht von der alten Illusionsbühne herab den...