Kolumne
Managerkrankheiten
Erschienen in: Theater der Zeit: Song of Smoke – Der Regisseur und Musiker Thom Luz (05/2015)
Assoziationen: Debatte
Es gibt Tage, da sieht alles sehr hässlich aus. Das heißt, man sieht sich beispielsweise plötzlich nur noch umstellt von Gespenstern – Kollegen- und Kolleginnengespenstern. Das heißt, sie sehen aus wie Menschen, die nur noch strategisch operieren. Als würden sie beispielsweise alles ausschließlich zu Profilierungszwecken machen. Ja, es gibt Tage, an denen mich so ein Profilierungsaugenmerk befällt wie eine seltene Augenkrankheit, die man nur schwer loswerden kann. Dabei muss ich mich nur im Spiegel ansehen. Was mache ich nicht, um noch mitzureden, ängstlich wie ein Tierchen, das man schon in die Ecke schiebt, dorthin, wo die Betriebspurzelbäume hausen? Bin ich nicht selbst dabei, die Selbstprofilierungsmaschine anzuschmeißen? Werfe ich den anderen nicht das vor, was ich selbst mache? Da gibt es zum Beispiel ein Gemeinschaftsonlineliteraturprojekt mit derart spekulativer Thematik, wie es sich selbst der wildeste Stadttheaterdramaturg nicht hätte ausdenken können: „Zwei Mädchen im Krieg“. Zu dem Fall der beiden sehr jungen österreichischen Frauen bosnischer Herkunft, die sich dem IS angeschlossen haben. Ich beginne im Spiegel zu sehen, wie eine Autorin X (die sich in ihrer Kommentarfunktion zur Kritik aufgefordert sieht) vergleichsweise jüngere Autoren, die Autoren Y, Z und W, ja vor allem W – es sind erst einmal nur Männer –,...