Theater der Zeit

Die Vokale

von Viola Schmidt

Erschienen in: Mit den Ohren sehen – Die Methode des gestischen Sprechens an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin (04/2019)

Abb. 18 Vokalviereck
Abb. 18 VokalviereckFoto: Philipp Kronenberg

Die 16 Vokalphoneme der deutschen Sprache unterscheiden sich je nachdem, ob sie kurz oder lang gesprochen werden, in ihrer Quantität. Ihre Qualität ergibt sich aus der Spannung, mit der sie artikuliert werden. Ungespannte Vokale werden als offen, gespannte als geschlossen bezeichnet. Kurze Vokale werden in der Regel ungespannt, lange Vokale gespannt gesprochen wie in dem Wortpaar offen/Ofen. Der Vokal /a/ unterscheidet sich lediglich in der Quantität, wie der Vergleich der Wörter Stadt und Staat zeigt. Das vokalisierte /r/, das wir nach langen, geschlossenen Vokalen mit Ausnahme des langen /a/ in Wörtern wie Meer oder Uhr und in den Vor- und Endsilben /er-/, /-er/ (erleben, Mutter) sprechen, klingt wie ein ungespanntes reduziertes /a/. Die E-Laute bieten mehr Bildungsmöglichkeiten. Neben dem langen gespannten /e/ wie in Ehre und dem kurzen ungespannten /e/ wie in Elle finden wir ein langes ungespanntes /e/ wie in Ähre und das schwachtonige /e/, den sogenannten Schwa-Laut, ein ungespanntes reduziertes /e/ wie in Hose. Die Qualität und Quantität der Vokale korrespondiert mit der Silbenform und der Wortbetonung. Geschlossene Silben enden konsonantisch, offene Silben lauten vokalisch aus. Betonte Vokale werden in geschlossenen Silben kurz und ungespannt gesprochen (offen), in offenen Silben dagegen lang und gespannt (Ofen). Die Qualität und...

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