Die dritte Spielzeit der Schauspieldirektorin Iris Laufenberg in Bern – es wird ihre letzte sein, da sie schon im kommenden Sommer nach Graz geht, um dort die Intendanz des Schauspielhauses zu übernehmen – beginnt ehrgeizig: „Faust“ in der Regie von Claudia Bauer. „Da kommen die Leute und fragen, welche Ideen ich in meinem Faust zu verkörpern gesucht. Als ob ich das selber wüsste! Vom Himmel durch die Hölle – das wäre zur Not etwas, aber das ist keine Idee, sondern Gang der Handlung“, so Goethe zu Eckermann 1827. Die Regisseurin stellt sich ihrem Faust mit markanter Inszenierungslockerheit und einer in sich schlüssigen dramaturgischen Konzeption (Dramaturgie Sabrina Hofer). In Bern erleben wir eine artifizielle Aufführung, die die stark ausgestellte, komödiantische Theatralik betont: Diese bestimmt den gesamten Abend, der nur knapp 100 pausenlose Minuten dauert – entschlackt und auf das Wesentliche reduziert (wobei nicht immer klar wurde, wie klar alles wäre, kennte man Faust nicht aus der Lektüre).
Da hat Faust nun, ach!, so viele Pillen geschluckt. Doktor Heinrich Faust, der müde Herr, er liegt danieder. Er krümmt sich und spuckt Philosophie, Juristerei, Medizin und leider auch ein bisschen Theologie, was er ja durchaus studiert hat, „mit heißem Bemüh’n“. Seine Mitspieler (Henriette...