Theater der Zeit

2 Probenprozessbeobachtung

von Julia Kiesler

Erschienen in: Recherchen 149: Der performative Umgang mit dem Text – Ansätze sprechkünstlerischer Probenarbeit im zeitgenössischen Theater (09/2019)

2.1 Teilnehmende Beobachtung

Mit der teilnehmenden Beobachtung greift meine Untersuchung auf eine Methode der qualitativen Sozialforschung zurück, die Flick definiert als „eine Feldstrategie, die gleichzeitig Dokumentenanalyse, Interviews mit Interviewpartnern und Informanten, direkte Teilnahme und Beobachtung sowie Introspektion kombiniert“ (Flick 2014, 287). Studien, die sich der Beobachtung verschrieben haben, gehen insbesondere von den Perspektiven der Teilnehmenden aus, sie fokussieren deren Wissensbestände und widmen sich deren Interaktionen, Praktiken und Diskursen (vgl. Lüders 2013, 390). Dies gilt auch für die teilnehmende Beobachtung von Proben.

Gemäß der Unterscheidung zwischen strukturierter und unstrukturierter Beobachtung (vgl. Lamnek 2005, 558 ff.) wurde die Methode der unstrukturierten Beobachtung gewählt, d. h., es wurden im Vorfeld des Feldeinstiegs grobe Aspekte als Rahmen der Beobachtung bestimmt, jedoch kein differenziertes System vorab festgelegter Kategorien. Leitend für die Beobachtungen waren die aufgeführten Fragestellungen, wie der Erarbeitungsprozess für Texte im deutschsprachigen zeitgenössischen Theater innerhalb dreier Probenprozesse erfolgt und welche Sprechweisen daraus entstehen.

Die drei in engem Zusammenhang stehenden Teilaspekte a) Text, b) Figur, c) Ausdrucksmittel, durch welche die Fragestellung operationalisiert wurde, bildeten einen ersten Ausgangspunkt für die Probenbeobachtungen. In allen drei Aspekten stand die Frage nach der Hervorbringung und Erarbeitung bestimmter Sprechweisen im Vordergrund. Weitere konkrete Forschungsfragen wurden erst in der Auseinandersetzung mit...

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