Wenn König Peter vom Reiche Popo in seiner Ratlosigkeit verkündet, die Sitzung des Staatsrats sei aufgehoben, versteht er das Wort „aufheben“ nicht im Hegel’schen Sinn. Er will einfach sagen, dass die Sitzung beendet sei. In Philipp Preuss’ Inszenierung steckt unter der weißen Louis-XIV.-Perücke des Königs kein anderer als dessen Sohn Leonce, beide, König und Sohn, gespielt von Fabio Menéndez: So amtsmüde der eine ist, so heiratsmüde gibt sich der andere. Sie unterscheiden sich durch ihre Intelligenz: Der Alte strunzdumm, der Junge trotz seiner habituellen Melancholie hellwach. Zu DDR-Zeiten gab der Staatsrat eine treffliche Vorlage für bissige Politsatire, aber das ist nicht mehr das Thema der Mülheimer Aufführung, die ganz auf der Höhe der Zeit ist. Sie bespielt – hochvirtuos – den Automatenkomplex: die Fernsteuerung des Einzelnen durch Algorithmen, durch die Macht des Netzes in einer globalisierten Welt.
Schon Büchner macht sich über den Automatenbetrieb lustig, wenn er Leonce und Lena, dem Wunsch des Königs gemäß, „in effigie“, also als Abbild verheiraten lässt. Aber nicht nur das: Bereits Büchners kostbare Sätze haben etwas Automatenhaftes. Ganz ungeniert geben sie sich als Collage aus allen erdenklichen Quellen, ein Bonmot jagt das andere, gut geklaut ist halb gewonnen. Preuss unterstreicht das, indem er ab...