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Film: Das spanische Schneewittchen
von Ralf Schenk
„Was viele Kollegen meiner Generation verbindet, ist die Liebe zum Film und zur Filmgeschichte.“ Dass Pablo Berger, der 1961 in Bilbao geborene Regisseur, mit diesem Satz nicht nur ein schnödes Lippenbekenntnis lieferte, beweist er auf wunderschöne Weise mit seiner zweiten großen Kinoarbeit: Blancanieves – Ein Märchen von Schwarz und Weiß. Die Handlung spielt in den 1920er Jahren, der Spätzeit des Stummfilms, und so entschloss sich Berger, den Stil und die Atmosphäre des stummen Kinos wieder aufleben zu lassen. Die Entscheidung, seinen Film in Schwarz-Weiß zu drehen, mit Zwischentiteln statt gesprochenen Dialogen und mit einem üppigen Orchesterteppich zu versehen, fiel bereits 2005. Niemand konnte damals ahnen, dass es in Frankreich ganz ähnliche Überlegungen gab. Als dort vor zwei Jahren „The Artist“ herauskam, der ebenfalls den Geist des Stummfilms beschwor und für seine Konsequenz und Eleganz sogar einen Oscar erhielt, war „Blancanieves“ also längst in Arbeit. Jetzt ist Bergers Hommage an vergangene Kinotage endlich auch bei uns zu sehen und muss sich vor ihrem französischen Pendant keineswegs verstecken – im Gegenteil. „Blancanieves“ ist eine spanische Variante von „Schneewittchen“. Die Hauptfigur Carmencita, Tochter eines an den Rollstuhl gefesselten ehemaligen Toreros und einer verstorbenen Flamencotänzerin, wird von ihrer bösen Stiefmutter gequält und mit dem...