„Liebe Mamama, ich denke, wenn alle Kolonien sozialistisch geworden sind, werde ich Dir mal ein Paket mit Apfelsinen schicken“, schrieb Peter Hacks in einem seiner ersten Briefe im November 1955 aus Ostberlin an seine Mutter in Dachau. Der junge Dichter hatte ihr vor seiner Übersiedlung in die DDR versprochen, regelmäßig zu schreiben, und hielt dieses Versprechen bis zum Tod von Elly Hacks im Februar 1972. Zunächst sieht es sogar danach aus, als ob auch Asien und Afrika sozialistisch werden wollen und der Dramatiker Hacks ein Klassiker dieser schönen neuen Welt. Aber dann gehen Mao und Lumumba doch sehr eigene Wege, und auch das Tauwetter Chruschtschows weicht bald einer neuen Eiszeit. Spätestens seit den Querelen um „Die Sorgen und die Macht“ und den erzwungenen Rücktritt von Wolfgang Langhoff als Intendant des Deutschen Theaters im Mai 1963 trübt sich auch für Peter Hacks der Horizont und er wechselt, wie Heiner Müller, von der Gegenwart in die Antike.
Von diesem Drama findet sich in den Briefen kaum etwas. Der zunehmende kulturpolitische Ärger nimmt weniger Platz ein als die zunehmend länger werdenden Wunschlisten. Apfelsinen und Nüsse, Tee und Konfitüre, Schokolade und Fußpuder und sogar Klopapier und Spiegel-Magazine musste Mutter Hacks aus Bayern nach Berlin...