Interkulturelles Theater
von Wolfgang Sting
Erschienen in: Lektionen 5: Theaterpädagogik (10/2012)
Unsere Gesellschaft befindet sich im Wandel. Migration, Globalisierung und die damit verbundene Interkulturalität prägen Deutschland als Einwanderungsland. Das bedeutet kulturelle Vielfalt einerseits, aber andererseits auch ungleiche soziale und kulturelle Teilhabe von Migranten und Postmigranten. Wie geht das Theater mit dieser gesellschaftlichen Interkulturalität und Heterogenität um? Die Relevanz von Theater zeigt sich heute auch darin, ob und wie die Einbindung von Interkulturalität und Migrationserfahrung – thematisch, ästhetisch und durch die Partizipation von Akteuren mit Migrationshintergrund – im Theater gelingt und die theatralen Spiel- und Kommunikationsformen erweitert.
„Das Thema Migration haben die Theater eigentlich verschlafen oder keine bzw. zu wenig Sensibilität dafür entwickelt“, resümiert der Intendant Ulrich Khuon Ende 2008 selbstkritisch. „Im Jungen Theater, in der Theaterpädagogik hat das Thema Migration und Interkulturalität schon eine gewisse Bedeutung, in unseren Spielplänen ist es absolut unterrepräsentiert.“1 Dabei belegt insbesondere der Blick in die Schulen unserer (Groß)Städte die Notwendigkeit, sich den Themen Interkulturalität und Heterogenität zu stellen, auch verstärkt im kulturellen Bereich. Bundesweit haben bei den Schulanfängern bereits ein Drittel der Kinder einen Migrationshintergrund, in den Großstädten liegt der Anteil bei über 50 Prozent. Bis vor wenigen Jahren galt noch die nüchterne Feststellung des Theaterwissenschaftlers Christopher Balme: „Interkulturalität wirkt in der deutschen Theaterlandschaft wie...