Gespräch
Gespräch mit Horacio Czertok, Teatro Nucleo
von Siegmar Schröder und Horacio Czertok
Erschienen in: Wir haben es einfach gemacht! – Reisen in internationale Theaterwelten (07/2024)
Siegmar Schröder_ Ich habe im Laufe des Schreibens und beim Führen der Gespräche festgestellt, dass die Anfänge und ersten Motive eine sehr starke Bedeutung für die darauffolgenden Entwicklungen hatten, ebenso das gesellschaftliche Umfeld, Einflüsse, Vorbilder und Idole. Du hast Jahre vor mir in Argentinien begonnen. Wie war das dort?
Horacio Czertok _ Für mich hat alles während des Militärdiensts angefangen, den ich als Soldat in Commodoro Rivadavia in Patagonien, Argentinien, geleistet habe. Ich hatte oft Zeit und wenn ich die Erlaubnis zum Ausgang hatte, ging ich in die Stadt, die die größte in Patagonien war. Ich suchte Kontakt, Freundschaften und Frauen. Wir suchten Zeitvertreib. Ich hatte damals nichts mit Theater zu tun, eigentlich gefiel es mir gar nicht. Auch wenn mich meine Familie oft ins Theater mitnahm, weil das bürgerliche Familien so taten, langweilte ich mich dort zu Tode. Es hatte einen muffigen Geruch, nach Alter und nach Staub. Die Schauspieler machten merkwürdige Bewegungen und sprachen merkwürdige Texte. Es war mir nicht wichtig, um welchen Text es sich handelte, es war vor allem die Art und Weise, wie sie sich auf der Bühne verhielten, die mir nicht gefiel. Ich mochte dagegen das Kino. Dorthin ging ich, so oft ich...