Blankenburg
von werkgruppe2
Erschienen in: Recherchen 127: Darstellende Künste im öffentlichen Raum – Transformationen von Unorten und ästhetische Interventionen (12/2017)
Ziel des Projekts
Das Dominikanerkloster Blankenburg gehört zu den historisch verstörendsten Orten im Oldenburger Raum und war seit dem 13. Jahrhundert Ort der Exklusion und Isolation für die Stadt. Es diente für Pestkranke, als Armen-, Waisen- und Irrenhaus, als SA-Lager mit dem sogenannten Euthanasie-Programm, als Psychiatrie und zuletzt als Aufnahmelager für DDR-Bürger und Asylbewerber. So entstand im Laufe der Jahrhunderte eine räumliche Architektur, ein Dorf der Ausgeschlossenen und Anormalen, sechs Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Heute ist die gesamte Anlage unbewohnt, gehört dem Hamburger Immobilienkonzern TAG und steht zum Verkauf. Nach konkreten Planungen für das Theaterprojekt vor Ort, die im Einverständnis mit der TAG im Herbst 2012 begannen, wurde uns im April 2014 die Nutzung verweigert. Die Inszenierung fand deshalb auf der Probebühne 4 des Oldenburgischen Staatstheaters statt. Unser Ziel war es, die Möglichkeiten der Umnutzung eines historisch so beladenen Ortes auszuloten, vor der Folie heutiger Konzepte von Inklusion.
Auf der Basis von Zeitzeugen-Interviews wurde eine Theaterfassung mit sechs zentralen Figuren geschrieben. Der Abend sollte auf verschiedenen Ebenen erzählt werden, um die große historische Spanne einzufangen und unterschiedliche Erzähl-Perspektiven zu positionieren (wie Patienten, Angestellte). Der Einstieg war ein Hörspiel mit geschichtlichem Abriss bis 1937; ab diesem Zeitpunkt konnten Zeitzeugen berichten und...