Georg Lukács – Eigentümer erzählen vom Eigentum anders als alle anderen
von Bernd Stegemann
Erschienen in: Lob des Realismus (05/2015)
Es geht um den Realismus, 1938
„Wenn die Literatur tatsächlich eine besondere Form der Spiegelung der objektiven Wirklichkeit ist, so kommt es für sie sehr darauf an, diese Wirklichkeit so zu erfassen, wie sie tatsächlich beschaffen ist, und sich nicht darauf zu beschränken, das wiederzugeben, was unmittelbar erscheint. […]
Die einander rasch ablösenden modernen literarischen Richtungen der imperialistischen Periode vom Naturalismus bis zum Surrealismus gleichen einander darin, daß sie die Wirklichkeit so nehmen, wie sie dem Schriftsteller und seinen Gestalten unmittelbar erscheint. Diese unmittelbare Erscheinungsform wechselt im Laufe der gesellschaftlichen Entwicklung. Und zwar sowohl objektiv wie subjektiv, je nachdem wie die von uns bereits geschilderten objektiven Erscheinungsformen der kapitalistischen Wirklichkeit wechseln, und je nachdem, wie Klassenumschichtung und Klassenkampf verschiedene Spiegelungen dieser Oberfläche hervorbringen. Dieser Wechsel bedingt vor allem das rasche Sich-Ablösen und das erbitterte Sich-Bekämpfen der verschiedenen Richtungen. […]
Die Vertreter dieser verschiedenen Richtungen übersehen dabei, daß die wirkliche Freiheit, die Freiheit von reaktionären Vorurteilen der imperialistischen Periode auf dem Boden der Spontaneität, des Befangenbleibens in der Unmittelbarkeit, niemals erreicht werden kann. Denn die spontane Entwicklung des imperialistischen Kapitalismus produziert und reproduziert ununterbrochen gerade diese reaktionären Vorurteile auf immer höherer Stufe (gar nicht zu sprechen davon, daß die imperialistische Bourgeoisie...