Magazin
Lasst uns einfach mehr Theater machen!
60 Jahre ITI Deutschland und der neue Blick ins eigene Land
von Thomas Irmer
Erschienen in: Theater der Zeit: Am Nullpunkt – Alain Badiou, Philippe Quesne, Joël Pommerat, Du Zieu (01/2016)
Am 26. November 2015 beging das deutsche Zentrum des ITI den 60. Jahrestag seiner Gründung in der Berliner Akademie der Künste. Das Netzwerk des Internationalen Theaterinstituts wurde 1948 unter dem Schirm der UNESCO mit Blick auf den gerade beendeten Zweiten Weltkrieg gegründet; 1955 schloss sich die Bundesrepublik an, vier Jahre später die DDR mit einem eigenen Zentrum – die deutsche Parallelexistenz währte, wie es heißt, relativ problemlos bis 1991. Thalia-Intendant Joachim Lux, seit vergangenem Jahr als Präsident vom ITI Deutschland Nachfolger von Manfred Beilharz, hielt angesichts der Gegenwart eine allzu ausführliche Rückbesinnung auf die Fernzeit des Kalten Kriegs allerdings für unangemessen. Seine Rede (in wesentlichen Punkten auch dokumentiert im gerade erschienenen Jahrbuch des ITI) richtete sich vielmehr auf die neu zu bestimmenden Herausforderungen für die allernächste Zukunft:
„Die Internationalität unserer Kultur- arbeit ist nicht mehr länger nur eine der Außenbeziehungen zu Künstlern in anderen Ländern, sondern unsere eigene Gesellschaft internationalisiert sich in diesen Wochen und Monaten so rapide wie noch nie. Mit gravierenden Auswirkungen auf die kulturelle Arbeit in unserem Land. Mit Auswirkungen, die wir selbst noch gar nicht ermessen können. Wir alle müssen künstlerisch und politisch unsere Position finden zu den nicht abreißenden Flüchtlingsströmen, den Begriff der ‚Willkommenskultur‘ jeweils...