Das kubanische Theater in seinem Kontext
von Omar Valiño
Erschienen in: Dialog 30: Theaterstücke aus Kuba (03/2019)
Assoziationen: Südamerika
Das kubanische Theater und seine Geschichte auf wenigen Seiten vollständig abzubilden, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Hier kann es nur darum gehen, einige markante Punkte herauszugreifen und im kubanischen Kontext zu verorten. Eine Herausforderung, ein Abenteuer – und im besten Falle ein erhellender Leitfaden für interessierte Leserinnen und Leser.
An anderer Stelle (in einer Sonderausgabe Theater der Zeit spezial über Kuba und sein Theater) habe ich bereits ausgeführt, dass die institutionelle Landschaft des kubanischen Theaters der deutschen nicht unähnlich ist. Das mag verwundern, doch Theater wird in Kuba, wie in Deutschland auch, staatlich subventioniert – anders als in den meisten Ländern Lateinamerikas, in denen selbst Gruppen mit internationalem Renommee ohne öffentliche Mittel auskommen müssen.
Kuba jedoch investiert viel in die Arbeit seiner zahlreichen Theaterleute – und das in einem Land mit gerade einmal elf Millionen Einwohnern. Trotz aller Parallelen zwischen kubanischem und deutschem Theatersystem gibt es aber auch wesentliche Unterschiede. Die kubanische Theatertradition ist mit der deutschen nur schwer vergleichbar. Tradition meint hier nicht nur die großen Namen und Werke, sondern vor allem den Platz, den eine Gesellschaft ihrem Theater einräumt. Doch gerade in letzter Zeit häufen sich die Anzeichen, dass Kubas Bühnen sich neues gesellschaftliches Terrain erobern: Die Theater...