Theater der Zeit

Auftritt

Berlin: Auch Deutsche machen Fehler

Berliner Regierungsviertel: „Sucht nach uns!“ vom Zentrum für Politische Schönheit

von Ralf Mohn

Erschienen in: Theater der Zeit: Subversive Affirmation – Performances von Julian Hetzel (01/2020)

Kaum gestartet, musste Anfang Dezember vergangenen Jahres das Zentrum für Politische Schönheit (ZPS) seine 13. Aktion „Sucht nach uns!“ schon nach wenigen Tagen beenden. Nach heftiger Kritik vor allem von jüdischen Verbänden modifizierte das ZPS seine im Berliner Regierungsviertel ad hoc errichtete temporäre „Gedenkstätte gegen den Verrat an der Demokratie“. Das Herzstück der Installation war eine Metallstele, in der orange beleuchtete Erde zu sehen war, die, so das ZPS, Asche aus den Krematorien der NS-Diktatur enthielt. Diese sei aus dem Boden der Umgebung der ehemaligen KZs entnommen worden. Auf flankierenden Großplakaten hieß es unter anderem: „Warnung vor den Menschen – Die schweigende Mehrheit von 60 Millionen Deutschen würde sich gegen eine AfD-Diktatur nicht wehren – Kein Frieden mit dem Faschismus“ und „Keinen Schritt weiter! Hier begann die letzte deutsche Diktatur – Beschwichtigung schuf sie“ sowie „Gedenken heißt Kämpfen“. Auf einer Tafel standen die Namen aller gegenwärtigen CDU/CSU-Abgeordneten. Sie sollten an der Stele schwören, sich nie mit der AfD einzulassen.

Der Standort der Stele ist historisch aufgeladen. Vor dem Krieg stand hier, gegenüber dem Reichstagsgebäude, die Krolloper, in der der Deutsche Reichstag am 24. März 1933 das „Ermächtigungsgesetz“ mit Zweidrittelmehrheit beschloss. Dieses Gesetz öffnete den Weg in die Nazidiktatur. Die NSDAP...

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