Magazin
Piff, paff
Den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin geht vor lauter Konsensfähigkeit die Luft aus
von Kerstin Car
Erschienen in: Theater der Zeit: Fuck off (09/2015)
Assoziationen: Deutsches Theater (Berlin)
Vielleicht war es das selbstgemachte Geschenk zum 20-jährigen Jubiläum oder der logische Effekt der letztjährigen Nachhaltigkeitsdebatte, dass die Auswahl der diesjährigen Autorentheatertage (ATT) am Deutschen Theater Berlin (DT) zum ersten Mal nicht mehr nur als schnelllebige Werkstattinszenierungen gezeigt wurde, sondern – „als Zeichen für das Vertrauen in die jungen Autoren“ – als vollwertige Uraufführungen. Zudem werden sie ab der kommenden Spielzeit im Repertoire der beteiligten Häuser laufen: am Burgtheater Wien, am Schauspielhaus Zürich und am DT. Einer der glücklich Auserwählten ist der Grazer Ferdinand Schmalz, der bei den ATT gleich zweimal vertreten war: „am beispiel der butter“ wurde als Gastspiel des Burgtheaters gezeigt, „dosenfleisch“ wurde von Carina Riedl für selbiges Haus inszeniert und durfte die ATT eröffnen.
Natürlich meint „dosenfleisch“ nicht nur Dosenfleisch. Vielmehr bezieht es sich auf das menschliche Dasein, verpackt in die Metapher des Aufpralls: Menschen in Autos, die an einer Autobahnraststätte, wo die Handlung spielt, vorbeirauschen, die Spur wechseln, sich überholen oder ineinanderkrachen. Der Normalzustand des Lebens: eine Verkettung von Manövern und/oder Unfällen. Der immer wieder in ihrem lyrischen Duktus ironisch gebrochenen Sprache steht die betonte Coolness der Inszenierung gegenüber, der durch ein dröhnendes Schlagzeug der Takt vorgegeben wird. Ob die Bassdrum sich am Text und...