Das verqualmte Herz
von Mehmet Ateşçi
Erschienen in: Zeitgenoss*in Gorki – Zwischenrufe (03/2023)
Assoziationen: Maxim Gorki Theater Burgtheater Wien
Der Raucherschlauch war für mich und für viele andere auch das Herz des Gorki Theaters. Hier, in diesem schmalen Verbindungsraum zur Kantine mit seinen wenigen Tischen und Stühlen, haben wir die Vorgespräche und vor allem auch die Nachgespräche geführt, nach Proben, nach Vorstellungen, hier haben wir über Ideen und Projekte diskutiert. Das Leben hat dort stattgefunden, noch mal anders als auf der Bühne. Wir haben uns der Qual dieses verqualmten Ortes gefügt, den es so nicht mehr gibt, um zu diskutieren und zusammen zu sein. Neben der Bühne war es der einzige Raum, wo alle Gewerke sich getroffen haben, ein Begegnungsort zwischen den Techniker*innen und den künstlerischen Teams, den Schauspieler*innen.
Als ich schon wusste, dass ich am Gorki anfangen werde, habe ich mir eine Vorstellung in der vorherigen Intendanz von Armin Petras angeschaut, mit einem Kollegen, der zum Ensemble gehörte. Danach saßen wir im Raucherschlauch, und er sagte zu mir: Schau dich um, hier wirst du arbeiten. Das ist dann dein Ort, deine Kanine. Aber ich hätte nie gedacht, dass es so ein zentraler Ort wird für mich, für uns.
Die Techniker*innen saßen immer in der Ecke, mit oder ohne Bier, mit Leberwurststulle, viele alteingesessene Ostberliner*innen, anfangs skeptisch und reserviert...