Woran erinnert der tiefe Klang der Glocken, die aus der Altstadt herübertönen? Natürlich, an die Markuskirche! Auch das Stadtwappen, den Löwen, hat Braunschweig mit Venedig gemeinsam. Doch während Venedigs Löwe ein in seiner Kraft ruhendes schläfriges Tier ist, scheint Braunschweigs Großkatze eher ein Haustier, das auffordernd mit seinem Schwanz wedelt. Will dieser Welfen-Löwe am Ende bloß spielen?
Schön wäre es, so meint jedenfalls Dagmar Schlingmann, die neue Intendantin, die aus Saarbrücken nach Braunschweig kam, um den Welfen von heute das zu bringen, was sie offenbar vermissen: eine höhere Betriebstemperatur, nicht nur das Theater, sondern die ganze Stadt betreffend. In Saarbrücken, fast schon in Frankreich also, sitzt man oft zusammen, isst gut und trinkt gern Wein, geht dann bester Laune ins Theater. In Braunschweig muss man lange nach so einem Ort suchen, an dem sich Künstlerisches und Kulinarisches treffen. So gründete die Intendantin als eine ihrer ersten Amtshandlungen nicht nur die neue Nebenspielstätte Aquarium, wo es den Zuschauern ausdrücklich erlaubt ist, mit einem Glas Wein in der Vorstellung zu sitzen, sondern auch eine Tapas-Bar. Theater spiegelt Lebensart.
Dabei geht es den Tieren offenbar wie den Menschen. Vorm Bühneneingang steht eine Ambulanz. Das ist die „Tierrettung“. Ein Notfall? Heraus kommt ein Sanitäter...