Ein eigenartiger Brauch herrscht in der Stadt. Seit der Steinzeit wird sie von einem Drachen beherrscht, dem jedes Jahr eine Jungfrau geopfert werden muss. Die offizielle Sprachregelung lautet freilich etwas anders: Die Stadt wird von dem Drachen beschützt, der jedes Jahr das hübscheste Mädchen zur Frau nehmen darf. Mit der bedauerlichen Folge, dass diese Verbindung nach wenigen Tagen mit dem Tod der Zwangsverheirateten endet. Nun findet der neu in die Stadt gekommene Lanzelot diesen Brauch reichlich bescheuert, noch dazu er die Auserwählte auf den ersten Blick abgöttisch liebt. In der Oper ist es nicht ungewöhnlich, dass zwischen Kennenlernen und unsterblicher Liebe nur wenige Takte vergehen. Das mag man unrealistisch finden, aber andererseits wäre es auch nicht besonders handlungsfördernd, wenn die beiden fünf Szenen lang zwischen erfolglosem Internetdating und missglückten Annäherungsversuchen herumwurschteln würden, wie das in heutigen Zeiten Sitte geworden ist. Also Reduktion aufs Wesentliche: Da gibt es zwei, die schauen sich an und wissen, dass sie ihr Denken und Handeln nun aufeinander beziehen werden. Lanzelot will Elsa retten und den Drachen töten. Womit auch die Stadt befreit wäre. Blöderweise will die überhaupt nicht befreit werden – eine bis heute bekannte Eigenart, die in der Fachsprache der Seelenkunde als Identifikation mit...