Warum wir ins Theater gehen
von Daniel Schreiber
Erschienen in: Dialog 26: ICH BIN EUROPA – FEAR und andere Theaterstücke (08/2017)
Falk Richters neue Theaterstücke, die in diesem Band versammelt sind, waren für mich ein Grund, warum ich in den vergangenen Jahren ins Theater gegangen bin. Vielen anderen Zuschauern ging das genauso. Denn diese Stücke finden eine genuine Antwort auf die Frage, warum es sich immer noch lohnt, ins Theater zu gehen.
Das explosive Zentrum, um das „Fear“, „Je suis Fassbinder“, „Città del Vaticano“, „Safe Places“ und „Verräter“ kreisen und auf das sie auf unnachgiebige, ja manische und repetitive Weise immer wieder zurückkommen, ist der politische Erdrutsch, den wir in den vergangenen Jahren erlebt haben. Ich kann mich an keine Zeit meines Lebens erinnern, in der die politische Mitte in Deutschland so sehr wegzubrechen drohte. Der Aufschwung rechtsnationaler Bewegungen ist natürlich ein internationales Phänomen, das in vielerlei Hinsicht als eine populistische Gegenreaktion auf die Globalisierung verstanden werden kann. In Deutschland jedoch trafen uns diese Entwicklungen aufgrund unserer historischen Erfahrungen und ihrer scheinbaren Aufarbeitung überraschend. Ungläubig müssen wir dabei zusehen, wie völkische Ideologien medial wieder in den Mittelpunkt gerückt werden, wie Menschen in Talkshows sitzen und offen gegen Ausländer, Schwule und Lesben hetzen, ungläubig müssen wir von Anschlägen auf Flüchtlinge und Flüchtlingsheime lesen. Die Gruppierungen und Köpfe dieses Rechtsrucks umgeben sich dabei...