Malte Ubenauf: Die Produktion „Letzte Tage. Ein Vorabend“ wurde wie „Schutz vor der Zukunft“ oder „Ankunft Badischer Bahnhof“ an einem Originalschauplatz erarbeitet und gezeigt – in diesem Fall im alten Sitzungssaal des Wiener Parlaments. Anders als bei den genannten Projekten gab es jedoch dieses Mal einen explizit musikalischen Ausgangspunkt für die Inszenierung, erarbeitet vom Kontrabassisten des Wiener Klangforums Uli Fussenegger.
Stefanie Carp: Es gab den Vorschlag von Uli Fussenegger, ein Projekt über die aus Wien und Prag vertriebene Musik zu gestalten, über Musik von Komponisten, die nach 1938 entweder rechtzeitig emigrieren konnten oder nach Theresienstadt kamen und von denen viele später nach Auschwitz deportiert wurden und dort, wie Viktor Ullmann oder Pavel Haas, umgebracht wurden. Obwohl es sich bei den Kompositionen, die Uli Fussenegger gefunden und bearbeitet hatte, um auch für Musiker oder Musikspezialisten eher selten gehörte Musik handelte, hatte ich zunächst Angst, dass wir da in Wien offene Türen einrennen; dass man das in Wien weiß und kennt und dass Projekte über das Theresienstadt-Orchester und die Musik aus Theresienstadt schon oft gemacht worden sind. Das war dann aber gar nicht so. Uli Fussenegger hat sehr spezielle und sehr schöne Kompositionen ausgesucht, teilweise in Archiven entdeckt und sie neu orchestriert...