Erzähler, Schauspieler, Manager
von Gerhard Kempter
Erschienen in: Arbeitsbuch: Peter Carp – Weltempfänger in Luzern, Oberhausen und in Freiburg (04/2025)

Welches Verbrechen muss man in einem früheren Leben begangen haben, um Theaterintendant zu werden? Diese Frage habe ich mir immer wieder während meiner Zeit bei den TheaterFreunden Freiburg gestellt. Was für ein Beruf! Spagate, bekanntlich schmerzhaft, in alle Himmelsrichtungen: zwischen Publikum und Künstlern, zwischen Stadtverwaltung und Öffentlichkeitsarbeit, Theaterfreunden und Theaterkritikern. Intendant oder Intendantin – Diener(in) vieler Herren. Peter Carp ist ein leuchtender Vertreter dieser Spezies, eher Hedonist als Masochist. Man kann ihn bewundern – ich darf ihn loben.
Unsere erste Begegnung: „Es wird heute Abend nicht spät. Ich bin zum frühen Abendessen mit dem neuen Intendanten verabredet“, verabschiede ich mich von meiner Frau. Es ist später geworden. Der neue Intendant, ein Menschenfänger. Einer, der gut zuhören kann und überzeugend spricht. Interessiert und interessant zugleich. Ein erstes Gespräch, das Freude bereitet. Der „Intendant“, kraft erworbener Kenntnisse und nicht des eindrucksvollen Titels wegen, ein Experte, trifft auf den aufgeschlossenen Theaterfreund. Dieser ist ein Liebhaber ohne festen Wohnsitz in der Welt des Theaters, ohne tiefgehende Bildung und Kenntnisse über Schauspiel, Tanz und Musiktheater. Das Erstgespräch. Wie immer ein Abtasten, Pflöcke einschlagen, Grenzen ziehen. Nicht überraschend: Peter Carp ist (selbst in Freiburg!) kein Verfechter ordoliberaler Positionen, sondern befürwortet eher die öffentliche Hand als den...