Das Aufsuchen einiger Splitter beim Lesen von Così fan tutte mit Klaus Zehelein
von Klaus Zehelein
Erschienen in: Recherchen 113: Die Zukunft der Oper – Zwischen Hermeneutik und Performativität (06/2014)
Wie findet man zu einem erweiterten Denken über ein Stück wie Così fan tutte? Jenseits der üblichen Dramaturgien, die nach einer schlichten „Umsetzung“ des Textes oder nach einer „Übersetzung“ fragen, weckte Klaus Zehelein, zu Gast vor der eigentlichen Konzeptionsphase der Inszenierungen, unser Interesse für die Rätsel im Text. Er will sie nicht gelöst und damit aufgelöst wissen, sondern er umkreist sie und hält damit ein dauerndes Interesse am Laufen. Er richtet einen genauen Blick auf die Textmaterialien – auf den Libretto-Text, die Noten, besonders auch auf die meist übergangenen Regieanweisungen. Wie funktionieren die Bilder, die Körper, die Requisiten im Stück? Vor der Entwicklung einer Dramaturgie zum Stück steht der Blick auf seine Rätsel, die Dinge, die in ihm nicht schnell gedeutet werden können. Nicht wissen, wohin die Arbeit geht, und herausfinden, wo die Punkte sind, an denen man nicht weiß, wohin es geht.
Das Theater steht zwischen der unerreichbaren Sehnsucht nach Einmaligkeit auf der einen Seite – sie zu erreichen, werden die Mittel des Performativen aufgewendet – und der Wiederholung auf der anderen Seite sowie der Repräsentation, die seine Realität bestimmt. Die Präsenz findet ein Schlupfloch, sie stellt sich ein, wenn es Lücken, Ungereimtheiten im Text gibt, wenn das...