Magazin
Linzers Eck: Einen Schritt vor und dreihundert zurück
Warum wir die Zukunftsfrage stellen müssen
von Martin Linzer
Erschienen in: Theater der Zeit: This Girl: Die Schauspielerin Johanna Wokalek (09/2014)
Es gibt Sätze, die einem nicht aus dem Kopf gehen, weil sie entweder besonders geistreich oder besonders bescheuert sind. Zu den letzten gehört Thomas Oberenders fluffige Bemerkung (in einem Gespräch mit Thomas Ostermeier zur „Systemfrage“ in TdZ 12/2013), er finde Ostermeiers „Versuch, ästhetische und politische Ereignisse zusammenzudenken, ungemein sympathisch“. Ostermeier konterte gelassen, das sei, „was unsere Dramaturgen und ich hier tagtäglich machen“.
Ich füge dem mal kurz hinzu: Das ist, was ich tagtäglich seit über 60 Jahren mache, also spätestens, seit ich am 1. September 1954 in die Redaktion von TdZ aufgenommen wurde, damals noch in der Oranienburger Straße, meinem zweiten Zuhause bis 1992. Wo mir Fritz Erpenbeck nicht nur die Grundlagen des journalistischen Handwerks beibrachte, sondern auch auf den Zusammenhang von Kunst und Politik insistierte. Da hatte ich allerdings meine Schularbeiten auch schon gemacht, hatte bei Professor Kurt Hager (der als Tapeten-Kurt endete) an der Berliner Humboldt-Universität Grundlagen des „Dialektischen und historischen Materialismus“ gehört, vor allem aber von den Spaziergangsgesprächen mit einem Altkommunisten, einem Freund der Familie, profitiert, die mich bis heute gegen jegliche Simplifizierung und Pervertierung sozialistischer Ideale immunisierten. Nun will ich hier niemanden mit nostalgischer Salbaderei langweilen, was ich eigentlich sagen will, ist lediglich dies: dass mit...