Martin Luther selbst griff, wie man weiß, in den 1530er Jahren erst mit einem flammenden Friedensappell an Kohlhaas, dann durch Aushandlung einer Amnestie für ihn in das Geschehen um die Rappen ein, die dem Titelhelden beim Grenzübertritt willkürlich abgeknöpft und durch Feldarbeit ruiniert worden waren. Kleist hatte die Geschichte um den Rosshändler, der eher gegen Fürst und Reich zieht, als ein Unrecht zu dulden, „aus einer alten Chronik“, deren Überlieferung er um einen romantischen Schluss mit weissagender Zigeunerin und drohendem Unheil für den Kurfürsten erweiterte.
Regisseur Faltz gibt der Handlung ein modernes Gewand. Stefanie Linigers Ausstattung füllt die Spielfläche mit einer Anzahl leichter, papierbespannter Wände, die, angewinkelt und auch besteigbar, zwischen Auftritten und Lichtwechseln immer mal verrückt werden, um für Haus, Palast, Zinnen oder Landschaft zu stehen. Die verflixten Rappen sind als Gesangschor mit Pferdekopfmasken aus demselben papierartigen Material unentwegt präsent. Die Darstellerkostüme deuten teils historisches Flair an, wenn der Junker Wenzel von Tronka etwa zu pinkfarbenen Hosen ein Lederwams trägt oder der Kurfürst einen blassgrauen Gehrock späterer Zeiten. Kohlhaas steht, geht und ballt die Fäuste in einem braunen Anzug und Schuhen nebst olivfarbenem Hemd von heute, derweil seine Frau Lisbeth ihr eidotterfarbenes Kleidchen zu Damenschuhen in Pink aufträgt und...