13.2.2 Großzügigkeit und Wohlwollen
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Ein Spiel wie „Impro-Terror“ ist rasch gespielt und schnell vorbei. Entscheidend ist, dass wir den Übungswert dieses Spiels auf unser gesamtes Impro-Leben übertragen – in jede Szene, jede Show, jedes Aufwärmen, jede Probe. Erst wenn uns wirklich nichts beleidigen kann, wenn wir einander wirklich wohlwollen, können wir vertrauensvoll miteinander improvisieren. Misstrauen und Übellaunigkeit hinter der Bühne wirken sich später aufs Spielen aus: Wie will man locker improvisieren und heiteres Scheitern zulassen, wenn man schon ahnt, dass es die Mitspieler einem übelnehmen könnten? Natürlich kann Feedback durchaus kritische Punkte enthalten, aber die Kritik sollte weder auf die persönliche Ebene zielen, und sachliche Kritik sollte nie persönlich genommen werden.
Dieses Wohlwollen beruht im Idealfall auf Gegenseitigkeit. Aber gute Improvisierer erkennt man daran, dass sie selbst gegenüber ihren kleinlichen Mitspielern großzügig auftreten, dass sie ihre Großzügigkeit ohne Erwartung versprühen.
Tatsächlich findet man Großzügigkeit als dauerhafte Haltung nur bei sehr wenigen Spielern. Sie bedarf einiger Übung. Eine unbewusste Fehlannahme vieler Spieler ist zum Beispiel, dass alle anderen Spieler gleich oder ähnlich ticken würden wie sie selbst – ähnliche Lernkurven haben, ähnliche Szenen mögen und so weiter. Aber was dir leicht fällt, gelingt mir möglicherweise erst nach langem Üben oder vielleicht nie. Und was für...