Alles begann in den fünfziger Jahren bei den Erlanger Theaterwochen. Beim Treffen der Studententheater, so erzählt es Karlheinz Braun, begegnete sich alles, was später einmal Rang und Namen haben sollte in der Theaterszene. Man unterschied seinerzeit zwischen „Hüpftheater“ und „Sitztheater“. Ersteres verband man mit Sprüngen und ausladenden Gesten, Letzteres war „alles, was mit dem Denken zu tun hat“. Braun selbst hatte es eher mit dem Denken.
Karlheinz Braun, der Gründer und langjährige Leiter des Verlags der Autoren, hat seine Erinnerungen zu Papier gebracht, und das in imponierender Gründlichkeit. Der voluminöse Band „Herzstücke“ ist eine erfrischende Mischung aus detailfreudiger Autobiografie, die auch das fränkische Kellerbier nicht auslässt, und einer Theatergeschichte der zweiten Jahrhunderthälfte aus erster Hand.
Braun promovierte in Frankfurt über den Roman „Stiller“ von Max Frisch. Ein Suhrkamp-Thema sozusagen, so war der Sprung ins Büro von Peter Suhrkamp verblüffend leicht. Wenige Wochen vor seinem Tod vermittelte der Verleger den so ehrgeizigen wie selbstbewussten jungen Mann als Regieassistent an Harry Buckwitz, den Frankfurter Intendanten. Suhrkamps Nachfolger Siegfried Unseld wiederum gründete, vor allem aus kommerziellen Gründen, einen eigenen Bühnenvertrieb, für dessen Leitung er im Juli 1959 Braun engagierte.
Suhrkamp war damals ein kleiner Verlag mit kaum mehr als einem Dutzend Angestellten. Die...