Deutsch-deutsche Familienkontakte
von Bruno Flierl
Erschienen in: Selbstbehauptung – Leben in drei Gesellschaften (05/2015)
Wir waren froh, dass in den Jahren seit Renates Tod die Kontakte zwischen ihrer und meiner Familie als deutsch-deutsche Kontakte über die staatlichen Grenzen im geteilten Deutschland hinweg bestehen blieben. Sie waren lebenswichtig für Renates Eltern und ihren Bruder, die seit ihrem Weggang aus der DDR Anfang der fünfziger Jahre in der Bundesrepublik lebten, wie auch für meine Kinder, die zur Familie ihrer verstorbenen Mutter von der DDR aus nur sehr begrenzte Beziehungen hatten. Dennoch gelang es uns, die familiären Kontakte gegen die politisch-gesellschaftlichen Behinderungen zu bewahren und auch zu entwickeln – zum Glück im Unglück beider Familien.
Nachdem Renates Mutter bereits 1962 unerwartet und mit 54 Jahren relativ früh verstorben war, sah es Renates Vater als die ihm gebührende Aufgabe an, seine Enkelkinder in Berlin-Pankow regelmäßig zu besuchen und auch materiell zu unterstützen. Als Rentner, der er 1963 geworden war, und dadurch frei von beruflichen und politischen Restriktionen bundesrepublikanischer Institutionen bei Reisen in die DDR, konnte er nach Ost-Berlin kommen, wann immer er wollte, anfangs mit einem Tagesvisum von West-Berlin aus, später dann mit einer „richtigen“ Besuchsanmeldung.
Was die Geschenke betraf, so waren das außer Süßigkeiten und kleinen Mitbringseln für die Kinder auch größere Summen an mich transferiertes Geld,...