So pervers sich das anhören mag: Als im Jugoslawienkrieg die Bomben auf Belgrad niedergingen, erlebte Miloš Lolic das Leben als einzigen Rausch. Wie viele junge Serben durchtanzte er die Nächte in Diskotheken, todesverachtend und lebensgierig. In seiner Koltès-Inszenierung am Münchner Volkstheater gibt es eine Szene, die sich dieser tiefen Erfahrung verdanken dürfte. Da zappeln zu zuckenden Stroboskopblitzen junge Menschen ekstatisch im Rhythmus wummernder Beats, während unweit davon zwei Männer in sinnloser Aggression auf den Titelhelden Roberto Zucco eindreschen, der die Angriffe nahezu ungerührt über sich ergehen lässt.
Dabei ist dieser Roberto Zucco ja eigentlich selbst ein grundloser Gewalttäter, der Vater und Mutter, einen Inspektor und ein Kind quasi im Vorbeigehen umbringt. Nicht aus Rache oder Raserei. Roberto Zucco, wie ihn Bernard-Marie Koltès Ende der 1980er Jahre einem realen italienischen Serienkiller für die Bühne nachempfand, ist ein Mörder ohne Motiv. Nur so viel ist gewiss: Seine Bluttaten stellen ihn außerhalb gesellschaftlicher Normen und Normalität.
Für Miloš Lolic scheint Roberto Zuccos Mordhandeln in einem unerklärlichen Urinstinkt zu gründen. In seiner Inszenierung tigert Leon Pfannenmüller als Zucco zu Anfang unbekleidet wie der erste Mensch, rastlos wie ein Raubtier im Käfig um ein großes Baugerüst herum. Davor, darunter und darauf haben die übrigen Schauspieler...