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Musik: Wechselwetter
von Ulrike Rechel
Erschienen in: Theater der Zeit: Je suis Charlie (02/2015)
Es gab Zeiten, da reiste Kurt Wagner mit seiner Band Lambchop in der Stärke eines Fußballteams um den Globus, mit 13 oder 14 Instrumentalisten, einem Sortiment an Gitarren, Bläsern, Streichern. Damals, Ende der 90er Jahre, zählte die Formation aus Nashville zu den Ersten der amerikanischen Indiesphäre, die das Bandkonzept als sehr flexible Angelegenheit auffassten: als fließendes System, das epische Größe annehmen kann oder aber die Intimität eines Gesprächs unter Freunden am Küchentisch.
Heute ist die Band nur noch in Ausnahmefällen in voller Stärke auf Reisen. Zuletzt erschien das reduzierte Album „Mr. M“, das einige der persönlichsten Songs enthält, die man von Lambchop kennt. Kurt Wagner schrieb sie, und dachte dabei an einen engen Freund, den Songpoeten Vic Chesnutt, der sich Ende 2009 das Leben nahm. Vergänglichkeit und Trauer ziehen sich durch diese jüngsten Songs, gelegentlich schlägt der Mann mit dem lakonischen Bariton auch vorsichtig optimistische Töne an und beschwört die Selbstheilungskräfte des Innenlebens: „And the warm comes back, even though you thought it would not“, heißt es mal. In Wagners Songkatalog finden sich immer wieder verlässliche Seelentröster. Nicht wenige davon sind auf dem Album „Nixon“ von 2000 versammelt, auf dem sich die Band damals von ihrer opulentesten Seite präsentierte. Der...