Freiburg, Idylle der Gutmenschen? Hoher Lebensstandard, überdurchschnittlicher Bildungsgrad? Tolerant und weltoffen? Ein Selbstbild, wie gemacht für Mark Ravenhills verstörendes Epos aus dem Jahre 2007. Ravenhills Fokus liegt auf dem Krieg des Westens gegen den Terror. In seinen insgesamt 17 Minidramen leuchtet er die Widersprüche unseres westlichen Gesellschaftsmodells gnadenlos aus: Wie lassen sich die Ideale von Liberalismus und Demokratie mit Aggression und Gewalt vereinbaren?
Das Freiburger Bühnenbild lässt sich wie eine Parabel auf die Mauern des Westens lesen. Spielort ist eine Gated Community, deren Bewohner sich ihre Sicherheit durch Abschottung erkaufen. Das Leben in einer Blase: Der Innenhof hinter Mauern ist rosarot eingefärbt, mit Pool, Wellnessbereich und Palmengarten. Es bedarf vielleicht des Blickes von außen, um diese Thematik so bilderreich und stringent umzusetzen. Regie führt die serbische Regisseurin Bojana Lazić. Die Exposition ihrer Inszenierung bleibt eindeutig: Wir, die Gesellschaft hinter Mauern, haben alles und ängstigen uns gewaltig. Verständnis für Terroranschläge – wie in der Londoner U-Bahn zur Entstehungszeit des Stückes – gibt es selbstredend keines. Warum werden ausgerechnet wir bombardiert? Wir, das sind doch die Guten. Anfangs dringen Nebelschwaden durch die einzige kreisrunde Öffnung in die schützenden Mauern ein, parallel zu den ersten durch Lautsprecher erklingenden Terrornachrichten. Die Bewohner versuchen, dieses...