„Ilse, 5208! Janko, 26! Hans-Peter, 337!“ – nur wer dem besonnen strahlenden Herrn in Weiß an der Schwelle zum TamDrei seinen Namen verrät, darf eintreten. Dicht an dicht auf den Zuschauerbänken der kleinsten Spielstätte des Bielefelder Theaters platziert, ist man bei der Uraufführung von David Gieselmanns Stück „Die Oppelts haben ihr Haus verkauft“ in Christian Schlüters Inszenierung sowohl Publikum als auch zahlendes und zahlenmäßig erfasstes Mitglied im Kreis der „Spirifitäre“. So nennt Laura Ambrosia Gudmund (Doreen Nixdorf) die zu ihr pilgernden Sinnsuchenden – und das sind wir heutzutage ja alle irgendwie. Lauras Blick verspricht Heilung des spirituellen Defizits. Übergeordnetes Ziel ihrer Bewusstseinsarbeit ist das Eintauchen in den „Ob-Raum“. In dem Sinne: Willkommen zur Gruppentherapie, willkommen im Theater!
Interessanterweise hat der Titel dieses Auftragswerks von David Gieselmann wenig mit dessen Inhalt zu tun. Auch der ursprüngliche Arbeitstitel „Die schreckliche Finanzkrise“ wäre irreführend gewesen. Zwar lernt man im Verlauf Pia (Katharina Solzbacher) kennen, eine bornierte Egozentrikerin mit Hang zum American Way of Life, die Lauras Nähe sucht und deshalb mit Tom, dem Zwillingsbruder ihres Exmannes Ted (beide: Thomas Wehling), in deren Nachbarschaft, ins Haus der Oppelts, zieht. Und es gibt da noch Ödipussi Peter Gudmund (Guido Wachter), der seiner Frau, ach nein,...