Ich bin ein großer Fan der blutigen und gewaltigen Griechen“, gibt die 1985 in München geborene Schauspielerin Sophie Melbinger süffisant lächelnd zu. Nicht minder schätzt sie die Pointiertheit eines Ödön von Horváth oder einer Elfriede Jelinek. Darstellen kann sie, die sich genauso sicher in William Shakespeares „Was ihr wollt“ wie in Henrik Ibsens „Nora“ zu bewegen weiß, im Grunde alles. Ihr mimisches Erfolgsrezept lautet schlichtweg: Suggestivität. Wer sie einmal auf der Bühne erlebt – etwa in der Inszenierung von Maria Milisavljevics „Beben“ am Theater Heidelberg – wird ihrem Charme und ihrer Eleganz leicht verfallen: Braune Augen, auf der Seite hinunterfallendes, kurzes Haar, athletische Figur und eine Stimme wie aus einem Hörbuch.
Nichts wirkt verstellt oder gar aufgesetzt. Im Gegenteil: Jede Pose zeugt von selbstbewusster Haltung und Grazilität. Vielleicht, weil ihre Figuren immer auch zu einem Teil ihrem Inneren entspringen – bekennt sie doch selbst: „Grundsätzlich gehe ich von mir aus und komme am Ende immer wieder zu mir zurück.“ Dabei kann die seit dieser Saison als festes Ensemblemitglied am Theater Heidelberg angestellte Melbinger auf einen breiten Erfahrungsschatz zurückgreifen. Neben dem Umstand, dass sie es liebt, Menschen zu beobachten und leidenschaftlich Dokumentationen zu schauen, hängt dies auch mit einem ungewöhnlichen Ausbildungsweg...