Puppentheater ohne feste Spielstätte
Erschienen in: Verfitzt und zugenäht! – 60 Jahre Puppentheater Bautzen (05/2021)
In den ersten sieben Jahren seines Bestehens verfügte das Bautzener Puppentheater, als Marionettenbühne des „Sorbischen Volkstheaters“ gegründet, über keine feste Spielstätte. Das aus vier Personen bestehende Gründungsensemble gab ausschließlich Gastspiele und neben dem ersten Premierenstück „Mištr Krabat“ nur Stücke aus dem privaten Repertoire Bert Ritschers (u. a. „Rotkäppchen“, „Rumpelstilzchen“, „Robinson“). Bald wurde das Repertoire modernisiert und die Ausstattung den neuen Gegebenheiten angepasst. Dabei nutzte Ritscher seine im traditionellen Theater erworbene Kunstfertigkeit und baute Marionetten als Kabinettstückchen in die neuen Inszenierungen ein. 1963 wurde das Puppentheater mit dem „Sorbischen Volkstheater“ Bestandteil des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters. Pro Jahr gab es nun ein bis zwei Neuinszenierungen in deutscher und obersorbischer Sprache. Das Ensemble nahm Kontakte zu polnischen und tschechischen Puppentheatern auf, es wurden gegenseitige Gastspiele gegeben, und tschechische und polnische Ausstatter*innen übernahmen Arbeiten für Bautzener Inszenierungen. Der Spielplan bestand nun zu großen Teilen aus übersetzten tschechischen Stücken.
Ende des Jahres 1968 wurde dem Ensemble das „Flohkino“ als erste eigene Spielstätte übergeben. Diese konnte Bert Ritscher nur noch kurze Zeit erleben. Er starb 1970 – hatte 15 Inszenierungen am Bautzener Puppentheater geschaffen und den Grundstein für ein Ensembletheater gelegt, das in der Lage war, sich weiterzuentwickeln. Sein Grabstein steht heute im Kellergewölbe des Burgtheaters und...