Castorf-Maschine
Ausschnitte aus Gesprächen mit Theater der Zeit 1987 – 2016
von Jakob Hayner
Erschienen in: Arbeitsbuch 2016: Castorf (07/2016)
Konwitschny: Für mich spielt keine Rolle der Gedanke: Wann werden sie mich hassen? Ich möchte geliebt werden.
Castorf: Ich auch.
Theatermachen / Heiner Müllers „Der Bau“ (1987)
Ein Ausgangspunkt fürs Theatermachen ist für mich: Ich versuche mir Leute anzugucken, die mich interessieren, und ich versuche Sachen zu machen, die mich interessieren. Den „Bau“ hatte ich natürlich im Hinterkopf, die sechziger Jahre, die für mich so eine Art Umschaltstelle sind, wo bestimmte Bilder für mich ganz wichtig sind. Die Rolling Stones haben für mich eine bestimmte Bedeutung, ich erinnere mich an einen Beitrag im Neuen Deutschland, wo die vier Kosmonauten den Beatles gegenübergestellt wurden, und das hat Reibungsflächen in mir hinterlassen. Ich will nicht moralisieren, ich bewerte das nicht nachträglich, aber es ist im Kopf, und das geht dann auch durch den „Bau“ hindurch, wenn ich das Stück inszeniere. Das ist alles ganz subjektiv, und man kann natürlich streiten, steht dies und jenes, was ich verwende, eigentlich im Stück drin. Im Stück steht, das habe ich nicht benutzt, „Schönes Kind aus Baden-Baden“, also Trivialität ist immer drin bei Müller, als Gestaltungsprinzip. Ich habe versucht, auf der einen Seite zu Hegel hochzusteigen und auf der anderen die Gosse drin zu lassen....