Theater der Zeit

Editorial

Editorial

von Tim Sandweg und Katja Spiess

Erschienen in: double 46: Networking – Netzwerkmodelle im Figurentheater (11/2022)

Assoziationen: Puppen-, Figuren- & Objekttheater

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Wenn wir über Netzwerke reden, können wir eigentlich mit diesem Heft anfangen. double wäre ohne das internationale Netzwerk, das sich seit Jahren um die Redaktion aufgebaut hat, nicht denkbar. Es besteht nicht nur aus Autor*innen, Künstler*innen und Theatern, vielmehr umfasst es auch Inszenierungen, Festivals, Diskurse, Ästhetiken und Themenfelder, die im gemeinsamen Spiel zwei Mal im Jahr zu einem Heft führen. Dass es dabei auch eine ganz eigene Dynamik entwickeln kann und maßgeblich die Hefte mitgestaltet, können wir auch dieser Ausgabe bescheinigen.

Mit Blick auf die Diskussion im double-Diskurs „Netzwerke gegen die Angst“, der im Mai auf der FIDENA stattfand, diskutiert Wolf-Dieter Ernst in seinem einleitenden Artikel Ideen von vernetzten Beziehungen und neue Kooperationen zwischen Menschen, Dingen, Flora und Fauna und fragt danach, ob das Figurentheater nicht über das passende ästhetische Vokabular verfügt, diese produktiv zu machen. Welche konkreten Modelle der Vernetzung Puppenspieler*innen auf Arbeitsebene schaffen und wie sich diese auf den künstlerischen Prozess auswirken, betrachtet der Artikel von Julia Pogerth am Beispiel zweier Stuttgarter Kompanien, während das Gespräch mit Élise Vigneron, Julika Mayer und Petra Szemacha anhand einer deutsch-französischen Koproduktion internationale Netzwerke und Vernetzungen von freien und institutionellen Strukturen befragt. Einen produktiven Seitenblick ermöglichen Stefanie Wenners Gedanken dazu, was das Theater von Pilzen lernen kann, bevor abschließend am Beispiel des Festivals Figure it out im Leipziger Westflügel fachspezifische Vernetzungen und der Kontakt mit dem Publikum im Zentrum stehen.

Im zweiten Teil des Heftes blicken die Autor*innen auf Entwicklungen der internationalen Figurentheaterszene: Ihre Erfahrungen in einem Auslandssemester an der ESNAM in Charleville-Mézières reflektiert die Puppenspiel-Studentin Leah Wewoda, deren Studiengang in Berlin im Sommer sein 50. Jubiläum begangen und in dreitägigen Festivitäten über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nachgedacht hat. Aus Estland berichtet Anke Meyer vom Baltic Visual Showcase in Tallinn, und Festivalleiter Leino Rei fasst in seinem Artikel die Bemühungen zusammen, in den nordischen und baltischen Ländern eine universitäre Ausbildung im Figurentheater wieder aufleben zu lassen. Wiederbelebt ist auch der internationale Kulturaustausch: Rezensent*innen waren für double in Tschechien, Frankreich, der Schweiz und Deutschland unterwegs und schildern ihre Eindrücke von sechs Festivals. Als Impuls verstehen sich die Aufsätze der ukrainischen Theaterwissenschaftlerin Daria Ivanova-Hololobova, der auf der Grundlage der szenografischen Idee des traditionellen ukrainischen Puppentheaters Vertep zwei Produktionen aus Kiew und Hamm vergleicht, sowie von Kathi Loch, der über Tabus in den Darstellungspraktiken des Figurentheaters nachdenkt. Über impulsgebende internationale Kooperationen und digitale Formate berichten unsere Rezensentinnen in der Inszenierungsrubrik. Komplettiert wird das Heft wieder durch unsere Schweizer Kolleg*innen, die dieses Mal auf den personellen Neustart am Zürcher Theater Stadelhofen sowie auf eine Erhebung zum zeitgenössischen Figurentheater blicken.

Eine anregende Lektüre wünschen

Katja Spiess und Tim Sandweg

 Editorial

This issue of double invites you to consider different concepts of networking in the context of puppet theatre: How do concrete models of networking among puppeteers affect artistic processes? How can international networks and cooperations between independent and institutional structures facilitate new forms of collaboration? How can specialist networking and contact with the audience succeed? Does puppet theatre have the appropriate aesthetic vocabulary to enable it to think about networked relationships and new collaborations between people, things, flora and fauna? And what can we learn from mushrooms?

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