Gespräch
Was macht das Theater, Alexander Karschnia?
Im Gespräch mit Thomas Irmer
von Thomas Irmer und Alexander Karschnia
Erschienen in: Theater der Zeit: Ensemblekultur heute – Gisèle Vienne Unheimliche Collagen (10/2024)
Sie haben der Staatsministerin für Kultur, Claudia Roth, einen Brief geschrieben mit der Frage, wie sich die Streichung der Förderung für die sieben internationalen Produktionshäuser der Freien Szene in Deutschland begründet. Eine Antwort gab es nicht, aber inzwischen haben die betroffenen Institutionen wie das Berliner HAU, Kampnagel Hamburg, der Frankfurter Mousonturm, PACT Zollverein in Essen und Hellerau Europäisches Zentrum der Künste in Dresden sich zu einem Statement-Protest zusammengefunden. Was ist da abgelaufen?
AK: Zum zehnten Geburtstag wurden dem Bündnis der „Ankerinstitutionen“ der Freien Szene komplett die Gelder gestrichen und die sowieso nicht sehr üppigen Mittel des Fonds Darstellende Künste halbiert. Es trifft uns also ein doppelter Schlag. Die Freie Szene ist ja ein komplexes Ökosystem, die Finanzierung unserer Projekte kann nur durch eine Vielzahl von Quellen realisiert werden, es arbeiten fast immer mehrere Institutionen zusammen.
Es geht insgesamt um zehn Millionen Euro, die aus einem kleinen Fördertopf komplett in einem großen Topf für die riesige nationale Stiftung Preußischer Kulturbesitz verschwinden sollen. Was könnte das Motiv gerade in der aktuellen Situation von Ampel-Krise und Nachwahldiskussionen sein?
AK: Warum eine „Fortschrittskoalition“ schon heute eine Kulturpolitik betreibt, die man erst morgen von der AfD erwarten würde? Es findet tatsächlich nicht nur kein Fortschritt...