Theater für alle vs. faire Bezahlung?
Die wirtschaftliche Dimension des Kinder- und Jugendtheaters
Erschienen in: Im Fokus: Freies Kinder- und Jugendtheater – Studien zur Situation 2017 – 2022 (04/2024)
Dass der Betrieb Freier Theater für und mit Kindern und Jugendlichen überhaupt stattfinden kann, ist in hohem Maße abhängig vom Einsatz der Menschen, die diese Angebote umsetzen. Im Theater tätig zu sein, und ganz besonders im Kinder- und Jugendtheater, stellt für die meisten der vom Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (ISG) befragten Theaterakteur*innen eine Herzensentscheidung dar.1 Damit diese aber, im steuerrechtlichen Sinne nicht zur „Liebhaberei“ wird, ist eine wirtschaftlich tragfähige Finanzierung notwendig. „Liebhaberei“ bezeichnet im Steuerrecht Unternehmungen, die ohne ernsthaft erkennbare Absicht eines betrieblichen Gewinns betrieben werden. Stuft das Finanzamt ein angemeldetes Gewerbe als „Liebhaberei“ ein, können die Betreiber*innen betriebliche Ausgaben aus diesem Unternehmen nicht als einkommensmindernde Aufwendungen in ihrer Steuererklärung ausweisen, was für die Betreiber*innen erhebliche Nachteile bedeutet: Sämtliche Kosten des Betriebes werden sozusagen als „Privatvergnügen“ angesehen und alle Einnahmen müssen vollumfänglich als Gewinn versteuert werden.
Die Analyse der Einkommensquellen der untersuchten Theater lässt auf eine Zweiteilung der Theaterlandschaft schließen: auf der einen Seite diejenigen mit einer diversifizierten Einnahmestruktur, auf der anderen Seite die Theaterbetriebe mit Konzentration auf eine einzelne Einnahmeform. Während die Umsätze der Theater, die in der Rechtsform einer GbR oder durch Einzelunternehmer*innen geführt werden, vorwiegend aus Kartenverkäufen beziehungsweise Einnahmen durch Honorare (beispielsweise für Gastspiele) stammen,...