Der Körper, der auf der Bühne steht, ist vielen Herausforderungen ausgesetzt. Als Einheit aus Privatkörper (Leib)¹ und semiotischem Körper² ist er nicht nur ein Instrument für die künstlerische Darstellung oder Projektion von Emotionen, Konflikten und Beziehungen. Er ist immer auch ein sensibler individueller Raum, der Grenzüberschreitungen, Verletzungen und Missbrauch ausgesetzt sein kann. Besonders Szenen mit simulierter oder realer Intimität – Küsse, körperliche Exponiertheit, simulierter Sex usw. – bergen ein hohes psychisches und physisches Risiko.

Als Teil des szenischen Kaleidoskops wollen wir simulierte und reale Intimität auf der Bühne. Aber wir müssen nach den Mitteln fragen, die es gibt, um die mit diesen Szenen einhergehenden Herausforderungen im Ausbildungs- und Arbeitsalltag sicher und respektvoll zu bewältigen. Wie gehen wir mit der Verletzlichkeit um, wenn wir Kunst und Privatheit miteinander in Einklang bringen wollen? Und welche Rolle spielen die künstlerischen Hochschulen dabei?

Diese Fragen stellen sich in diesem Artikel Magz Barrawasser, Theaterregisseurin, Intimitätskoordinatorin und Dozentin, unter anderem an der ADK Bayern, und Franzy Deutscher, Theaterwissenschaftlerin, Kampfchoreografin, Intimitätskoordina­torin und unter anderem Dozentin an der Bayerischen Theaterakademie August Everding.

Bühnenwelt im Wandel

Wir befinden uns in einem Kulturwandel, in dem Arbeitsweisen hinterfragt und Verletzlichkeit enttabuisiert werden, denen der Bühnenkörper³ ausgesetzt ist. Selbstverantwortlichkeit...