Herr Castellucci, Sie haben das Malta Festival unter dem Leitmotiv Maschine kuratiert. Warum?
Die Beziehung zwischen der Maschine und der Gesellschaft ist ein allgegenwärtiges Thema. Trotzdem ist die Komposition des Programms nicht illustrativ. Der Topos Maschine ist geräumig genug, um auch andere Metaphern zu inkludieren. Ich begreife das Theater als Maschine, als ein Gerät, ein Instrument. Das Theater ist ein Mechanismus, der zum Beispiel Sprache produziert. Jede Komposition, jedes Wort, jede Zahl besitzt einen maschinellen oder seriellen Charakter. Indem das Theater diese maschinelle Struktur anwendet, wird es selbst zu einer Art Maschine. Vom Standpunkt der Maschine ist Theater eine sehr alte Maschine, die noch am Leben ist. Eine alte Maschine, die uns erlaubt, mit Geistern und Phantomen zu sprechen. Und der Schauspieler bildet die Seele dieser Maschinerie.
Die Maschinen haben sich jedoch auch zwischen uns und unsere Menschlichkeit gestellt. Sie verändern uns. Wenn wir über den Zusammenhang von Maschine und Theater nachdenken, stellen wir fest, dass die Technik als eine Kraft dem Menschen einerseits äußerlich ist, aber andererseits wirkt diese Kraft auch in uns. Die Technologie prägt unsere Idee, unser Konzept von Leben. Auf dieser Tatsache beruht für Michel Foucault die gesamte Biopolitik – unser „biopolitischer Zustand“. Technologie eröffnet eine...