12
Erschienen in: Letzter Vorhang (05/2017)
Im schwächer gewordenen Junilicht blitzte das iPhone zwischen den liegen gebliebenen Papieren auf wie ein Tischfeuerzeug. Es war Lohmann. Die erste Nachricht seit Monaten. „Los Häuptling, du schaffst das!“, stand da. Ein Zitat aus dem Stück, das in der Inszenierung nicht vorkam, weil er die Baseball-Szene gestrichen hatte.
Lohmann hatte mir ganze vier kurze Auftritte gegeben, weil, wie er einmal ironisch meinte, ich mit dem Besen auf der Bühne ansonsten zu viel Staub aufwirbeln würde. Das sollte ich besser in der Dramaturgie machen. Lorenz, Chefdramaturg aus der parteigetreuen Wetzel-Ära, nahm das aus gutem Grund persönlich. Zu diesem Zeitpunkt waren seine Tage beinahe gezählt.
Dank Lohmann stieg ich vom ungelernten Bühnenarbeiter zum Dramaturgieassistenten auf. 1986 machte er mich zu seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter. Nun veranstaltete ich auch Lesungen auf der Kleinen Bühne und schrieb an einem Stück über Napoleon in Berlin, wobei ich mir anfangs einbildete, das so ähnlich wie Heiner Müller zu machen. Übrigens verdankte ich Lohmann den Rat, von der Dramatik die Finger zu lassen.
Obwohl er nicht der SED angehörte, war er 1980 als Wetzels Nachfolger vom Kulturministerium zum Intendanten ernannt worden. Er machte das Liebknecht innerhalb von zwei Spielzeiten zum interessantesten Theater im Osten. Überraschend für das Publikum,...