Quelle 15: Androidentheater
(Ein paar Überlegungen I: Das Theater)
Erschienen in: Lektionen 7: Theater der Dinge – Puppen-, Figuren- und Objekttheater (10/2016)
Ein gewisses Unbehagen überkommt uns vor jeder Theateraufführung, zu der wir uns begeben. In dieser vorweggenommenen Enttäuschung scheint eine jener Botschaften zu liegen, die wir zuweilen aus großer Entfernung erhalten. Wir haben alle ein unbewußtes Wissen, und vielleicht ist dies sogar unser einziges, denn alles übrige scheint recht fragwürdig zu sein. Wirklich wichtig kann nur das für uns sein, was wir noch nicht verstehen – unsere Unwissenheit trägt dann fast unmerklich das Beste von uns in sich. Eine Hand, die nicht uns gehört, klopft also manchmal an die geheimen Pforten des Instinkts – oft könnte man beinahe sagen, des Schicksals, so groß ist die Ähnlichkeit. – Man kann sie nicht öffnen, doch sollte man aufmerksam zuhören. Vielleicht liegt jenem Unbehagen ein sehr altes Mißverständnis zugrunde, in dessen Folge das Theater niemals genau das war, was es im Instinkt der Menge ist: der Tempel des Traums. Sicher ist das Theater zumindest seiner Tendenz nach eine Kunst, doch fehlt ihm das Hauptkennzeichen der anderen Künste, oder vielmehr: es hat deren zwei, die sich gegenseitig aufzuheben scheinen. Denn die Kunst geht nie den direkten Weg, nie spricht sie von Angesicht zu Angesicht. Man könnte deshalb hier von den Verstellungen des Unendlichen sprechen:...