3.4. Schizophrenie und Paranoia
von Sebastian Kirsch
Erschienen in: Das Reale der Perspektive – Der Barock, die Lacan’sche Psychoanalyse und das ‚Untote‘ in der Kultur (07/2013)
Doch noch einmal zum Subjekt in seinem Verhältnis zum Licht. Wer oder was den Leuchtraum betritt, wird auf die beiden Positionen des Schirms und des Tableaus aufgeteilt. Sich in dieser Weise als dissoziiert zu erfahren, bedeutet, in den Sog eines topologischen Raums zu geraten, der keinen definierten (geometralen) Standort mehr zulassen will. Das sehende Objekt ist im Visuellen ein entortetes Objekt unter anderen Objekten, mit denen es unterschiedslos ins Licht getaucht ist. Gab es im Geometralen einen festen Punkt, von dem aus ein Subjekt sich vom Raum abgrenzen, ihn unterwerfen und auszeichnen konnte, so wird nun umgekehrt das sehende Objekt vom Leuchtraum »ersetzt« und absorbiert. Es würde sich völlig in ihm verlieren, sich über ihn verteilen und am Ende eins mit ihm werden, wenn nicht mit dem Schirm eine Art von Rest vorhanden wäre, der es daran hindern würde, gänzlich mit seiner Umwelt zu verschmelzen.
Für Lacan ist nun dieser weder sag- noch denkbare Rest das wahre Skandalon von Descartes’ »Meditationen« mit ihrem »Zweifel an allem« – er ist dasjenige, was bleibt, wenn das Subjekt all seiner (geometral erzeugten) Vorstellungen und Bilder, mittels derer es sich orientiert, er- und verkennt, entleert und verlustig gegangen ist. Entscheidend ist allerdings, dass es...