Still Rising Up!
Erschienen in: Zeitgenoss*in Gorki – Zwischenrufe (03/2023)
Ich konnte Yael Ronen anfangs nicht als Regisseurin sehen. Weil ich die Vorstellung nicht aus dem Kopf bekam, die ich von Israelis hatte – als Palästinenserin, die in Jenin aufgewachsen ist, die gesehen hat, wie israelische Soldaten den eigenen Vater mitten in der Nacht wecken, den Nachbarn verhaften. Zu der Zeit, als wir The Situation am Gorki geprobt haben, bin zu ihr gegangen und habe gesagt: Yael, die Zeit ist knapp, bitte hilf mir als Regisseurin. Wie viel darf ich teilen über mich, über mein Land, über das Leben als Araberin unter israelischer Besatzung? Sie entgegnete nur: Maryam, du kannst sagen, was immer du willst. Ich frage: Darf ich offen sagen, was ich über Israel denke? Und sie: Du darfst. Ich dachte: Okay. Du hast nicht mein Vertrauen gewonnen, aber ich weiß jetzt, dass ich alle Freiheiten habe. Und das ist gut.
Ich komme aus einer konservativen Gesellschaft, wo man Regeln zu befolgen hat. Deshalb haben meine Eltern mir vorgeschrieben, was ich tun darf und was nicht – weil sie mich beschützen wollten. Es sind diese Regeln, die vor allem Frauen in Palästina beeinträchtigen und einschränken. Ich hatte zwei Optionen: Entweder ich studiere irgendein Fach, das mich nicht interessiert, oder...