Gespräch
Die Schweiz als Teil der deutschsprachigen Theaterlandschaft
Ein deutsch-schweizer Dialog
von Martin Wigger und Julie Paucker
Erschienen in: Arbeitsbuch 2025: diversité suisse – landscapes des zeitgenössischen theaters (07/2025)
Assoziationen: Schweiz
Julie Paucker: Lieber Martin, wie viele Jahre lebst und arbeitest du nun in der Schweiz?
Martin Wigger: Mittlerweile sind es tatsächlich schon 15 Jahre: sechs in Basel und neun in Zürich.
JP: Ich erinnere mich gut an unsere erste „Sitzung“, lang ist’s her, als neue Kolleg:innen am Theater Basel. Du kamst direkt aus Ostdeutschland, aus Jena, und die Retraite fand auf einer Alp im Kanton Uri statt. Danach hatte ich ziemlich zu tun, dir zu erklären, dass das nicht der Normalfall des Theaterlebens in der Schweiz ist.
MW: Ja, ich dachte damals lange, dass dies eine Art „Initiation“ für deutsche Theaterschaffende in der Schweiz sei! Jedenfalls habe ich nicht vergessen, dass nach einer ersten Spielplandebatte mit Käsefondue am Vorabend mich der nächste Tag mit euch allen gemeinsam nackt in den kalten Bergsee geworfen hat. Als ich diese Anekdote später in Jena erzählte, waren sich alle einig, dass ein Erlebnis dieser Art – ob nun Klischee oder nicht – durchaus schweizerisch sei. Zumindest die Berge und der Rückzug dorthin spielten auch künftig immer wieder eine Rolle, wenn es darum ging, kurz einmal innezuhalten und die eigene Arbeit zu reflektieren. Ich erinnere mich gerade an ein großes Streitgespräch, welches du und Kolleginnen...
