Freie Sicht aufs Mittelmeer 2025
Internationale Beziehungen in der Schweizer Theaterlandschaft
von Tobias Brenk
Erschienen in: Arbeitsbuch 2025: diversité suisse – landscapes des zeitgenössischen theaters (07/2025)
Assoziationen: Schweiz

Sparmaßnahmen, Rechtsruck, Klimakrise und die Schweiz wie eine Insel mittendrin, so könnte man denken. Angesichts der Geschehnisse um die Schweiz herum sollten wir international Brücken bauen und mehr auf Kooperationen setzen.
In den achtziger Jahren hieß es, man solle die Alpen sprengen, um den Kopf in der verengten Schweiz frei zu bekommen: freie Sicht aufs Mittelmeer! Nun – ich kenne in der Schweiz keine Person, die auf interkontinentaler Ebene die Grenzen der Schweizer Theaterlandschaft so gesprengt hat wie Sandro Lunin. Seit den achtziger Jahren hat er mit seinem Programm – von der Roten Fabrik in Zürich über Schlachthaus Theater Bern und Theater Spektakel Zürich bis zur Kaserne Basel – der Schweiz eine weit über das Mittelmeer hinaus reichende Perspektive ermöglicht. Mit besonderem Fokus auf Theaterschaffende aus dem Globalen Süden hat Sandro Lunin nicht nur die Schweiz, sondern auch die europäische Theaterszene nachhaltig geprägt. Dies trotz einer mühsamen Kleingeistigkeit in diesem Land, wenn es um Visaregeln für Künstler:innen oder Förderbestimmungen betreffend internationale Zusammenarbeit geht.
Blickt man auf den internationalen Austausch der Schweiz von heute, dann hat man das Gefühl, dass die Alpen jetzt noch höher gezogen werden, dass man sich um die nationale Identität sorgt und bloß nicht zu viel Veränderung...