Helden braucht das Land. Tote Helden tun es allerdings auch, wie wir nicht erst seit Heiner Müllers „Philoktet“ wissen. Wir sind in der Sowjetunion Anfang der 1930er Jahre. Der Fleischwolf der Geschichte drapiert sich mit Pathos. Es ist die Zeit, da Michail Scholochow sein „Neuland unter den Pflug“ nimmt. Aber was wird aus denen, die sich eben noch zu Helden des Aufbaus berufen fühlten? Sie werden Ja sagende Funktionäre oder landen im Gulag.
Wladimir Majakowski hat sich bereits das Leben genommen, als Nikolai Erdman seinen „Selbstmörder“ schreibt. Sein „Schwitzbad“ und „Die Wanze“ passen nicht mehr in eine Zeit, die mit Nikolai Ostrowski nun darüber räsoniert, „wie der Stahl gehärtet wurde“. Wer andere Meinungen darüber hat, wie man den Sozialismus in einem Land aufbauen soll (so etwa Bucharin), der wird zum Feind erklärt. Sklavenarbeit in Gulags sichert die Planerfüllung. Wenige Jahre später beginnt der große Massenmord. Erdman hat Glück, dass sein „Selbstmörder“ nie aufgeführt wurde, er überlebt in der Verbannung. Weniger Glück hat sein Freund Wsewolod Meyerhold, für dessen Theater Erdman schreibt. Meyerholds Symbolismus wird für formalistisch und also volksfeindlich erklärt – solch ein Urteil überlebt man unter Stalin nicht. Erst 1969 kam Erdmans „Der Selbstmörder“ zur Uraufführung.
Es ist also...